Seit 1973 werden die Dortmunder Schachtage ausgetragen, nach dem Hauptsponsor inzwischen Sparkassen Chess-Meeting benannt. Neben einem offenen Turnier, an dem schon eine Vielzahl Topspieler teilnahmen – es siegte Großmeister Tigran Nalbandian aus Armenien vor Großmeister Daniel Hausrath und der Internationalen Meisterin Alina Kashlinskaya – wurde auch ein Einladungsturnier veranstaltet, das sich von der Besetzung vor keinem Top-Turnier der Welt verstecken brauchte: Vladimir Kramnik, Anish Giri, Ian Nepomniachtchi, Radoslaw Wojtaszek, Jan-Krzysztof Duda, Vladislav Kovalev, Georg Meier und Liviu-Dieter Nisipeanu. Internationale Spitze plus deutsche Spitze, eine tolle Mischung!
Wer war Favorit? Eigentlich Vladimir Kramnik, konnte er doch schon unglaubliche zehnmal (!) in Dortmund gewinnen und gehört mit inzwischen 43 Jahren immer noch zur Top 10 in der Weltrangliste. Ein wenig hat sich aber schon geändert bei ihm. Galt er früher als ausgesprochen strategischer, positioneller Spieler, schon fast als eine Art Karpov 2.0, so hat er sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Keine Spur mehr vom Remiskönig, der 2000 Kasparov enttrohnte, weil er mit Schwarz unschlagbar schien. Keine Spur mehr vom Strategen, der jede Chance nutzte Figuren zu tauschen, wenn dadurch nur irgendwie ein Endspiel mit geringsten Siegchancen heraussprang.
Nein, Kramnik geht keiner Verwicklung mehr aus dem Weg, spielt kompromisslos auf Sieg, presst so stark er kann, lehnt auch gerne Mal Remisangebote ab, verliert aber auch allzu oft dadurch. Angriff gewinnt Spiele, Verteidigung Meisterschaften, so sagt man es gerne im Sport, das gilt auch durchaus fürs Schach. Schön für Kramnik (und für seine Fans), dass er offensichtlich noch richtig Spaß am Schach hat. Schade, dass er damit nicht mehr so richtig für Turniersiege in Frage kommt.
In Dortmund reichte es so nur zu 3 Punkten aus 7 Runden und dem 6. Platz vor Wojtaszek und Nisipeanu. Nisipeanu leider sehr klar und verdient letzter. Vor Kramnik landeten Georg Meier, Duda, Kovalev und Anish Giri auf Platz 2. Gerade Meier und Kovalev zeigten ansprechende Leistungen, waren sie nach ELO doch eher als schwächer einzuschätzen. Damit bleibt übrig: Ian Nepomniachtchi, der symphatische 28-jährige Russe gewann mit 5 Punkten aus sieben Runden.
Herzlichen Glückwunsch!
Hier das richtungsweisende Aufeinandertreffen von Nepomniachtchi und Kramnik in Runde 5. Danach war klar, wer um den Turniersieg spielt:
Wenn jemand noch solche Partien in ein Remis rettet, dann hat er den Turniersieg verdient:
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