Vom 28.07. – 01.08.2021 fand das 3. Bamberg-Open in Franken statt. Das Turnier war in A- (ab DWZ 1800) und B-Open (bis DWZ 1900) unterteilt. Durch steigende Corona-Inzidenzen in Bamberg wurde das Turnier zudem an zwei Standorten ausgetragen.

Das A-Open fand im altehrwürdigen Saal statt in dem die erste demokratische Verfassung Bayerns im Jahr 1919 verabschiedet wurde. Das B-Open wurde in die Räume der Konzert- und Kongresshalle verlegt. Da die Anmeldung am ersten Spieltag beim A-Open erfolgte, hatte der Veranstalter zwei Busse organisiert, die die Teilnehmer des B-Opens zu ihrer Spielstätte brachten. Corona war natürlich auch bei diesem Teilnehmer immer präsent. Wer nicht geimpft oder genesen war, musste jeden zweiten Tag einen Test vorlegen um weiter am Turnier teilnehmen zu dürfen. Es bestand eine Maskenpflicht sobald ein Spieler seinen Platz verlässt, am Brett durfte ohne Maske gespielt werden, was ich sehr angenehm fand.

Generell waren zumindest im B-Turnier sehr viele Schüler und Jugendliche am Start, die diese Gelegenheit als letzten Härtetest vor der Deutschen Meisterschaft nutzten.

Konzert- und Kongresshalle Bamberg

Tag 1

Es ist sozusagen eine Regel, dass ein Schachturnier nicht pünktlich anfängt – zumindest habe ich das in meiner bisherigen kurzen Schachlaufbahn noch nicht erlebt. So war es auch in Bamberg und es ging erst gegen 19 Uhr los, daher liefen einige Spiele noch bis nach 23 Uhr. Für die jüngeren, aber teils auch älteren Teilnehmer war es also ab einem gewissen Punkt nicht nur ein Kampf gegen die Uhr sondern auch gegen die Müdigkeit. Mein erster Gegner (DWZ 1638) war ein Erwachsener aus Berlin gegen den ich mich bis ins Mittelspiel recht gut schlagen konnte. Er erarbeitete sich jedoch im weiteren Verlauf immer mehr Vorteile, so dass ich letztlich aufgegeben habe. Auch um nicht direkt am ersten Tag unnötig Energie zu verschwenden.

Tag 2

Der zweite Tag verlief für mich ziemlich durchwachsen. Gegen eine U14-Spielerin (DWZ 1519) stand ich lange Zeit ziemlich gut mit Schwarz, jedoch fehlte mir dann irgendwann ein konkreter Plan und zu allem Überfluss vergaß ich meinen Läufer, der aber ohnehin eine unsichtbare Rolle in dieser Partie hatte. Der Dialog zu meinem letzten Zug sagt alles. Sie war zum Zeitpunkt meines Zuges nicht am Brett und als sie zurück kam sah ich ihrem Gesichtsausdruck bereits an, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie sagte: „Dein Läufer!“ Ich nahm an, sie wollte andeuten, dass ich ihn vielleicht bewegt hatte und sagte nur „Ja, der stand die ganze Zeit da.“ Sie darauf: „Ja, ich weiß, aber jetzt hängt er.“

Die dritte Partie hatte ich gegen einen alten Bekannten 8-jährigen Schüler (DWZ 1241) gegen den ich bereits in Heidelberg das Nachsehen hatte. In der gesamten Partie spielte ich passiv und ideenlos, die Folge war die Aufgabe nach Zug 38.

Tag 3

Am Nachmittag fand ein Blitzturnier statt, an dem ich jedoch nicht teilnahm, ich sah mir die Bamberger Innenstadt an und ruhte etwas im Hotel aus, um dann am Abend um 17:30 Uhr die vierte Partie zu spielen. Wieder saß mir ein 8-jähriger gegenüber, der jedoch keine DWZ hatte. Das Spiel konnte ich nach ca. 30 Minuten für mich entscheiden, er hätte mich allerdings fast mit einem Matt überrascht, zum Glück war es nur ein Schach, das sich dann eher als harmlos herausstellte. Da er jedoch „Matt“ sagte und die Uhr anhielt stockte mir kurz der Atem und ich konnte ihm noch gerade so ein „Matt ist es noch nicht“ erwidern, so dass er sich entschuldigte und die Uhr wieder startete.

Höchste Konzentration (Foto mit freundlicher Genehmigung von Steffans Schachseiten)

Tag 4

Mit dem Sieg vom Vortag im Rücken schien es nun besser zu laufen und mir gelang es nun nach und nach Punkte zu sammeln. Los ging es am Morgen mit Weiß gegen eine weitere U14-Spielerin (DZW 1390). Ich stand anfangs etwas passiv, ergriff jedoch die Chance zum Damentausch für einen Mehrbauern. Ich habe dann mit Weiß spielend recht geduldig meine Bauern nach vorne geschoben und sie fand kein wirkliches Rezept mehr. Nach einer Umwandlung zur Dame gab sie auf.

Die sechste Partie mit Schwarz gegen einen U14-London-Spieler (DWZ 1414) konnte ich über die gesamte Spieldauer souverän gestalten. Leider übersah ich einen hängenden Läufer in Zug 26, was mir aber zumindest nicht zum Verhängnis wurde.

Tag 5

Nachdem ich die letzten Tage an den hinteren Brettern gespielt hatte, fand ich mich zur Abschlusspartie mittendrin wieder (Brett 29 von 52). Gegen eine U18-Spielerin (DWZ 1623) war letztlich sogar ein Sieg drin. Ich weiß bis jetzt nicht weshalb ich das überhaupt nicht gesehen habe, vielleicht lag es am Verlauf der Partie oder auch daran, dass ich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr damit gerechnet hatte das Spiel noch gewinnen zu können. Unterbewusst war ich wohl mit dem Unentschieden zufrieden und war irgendwie froh, dass es vorbei war. Es hat mich nicht mal über die Maßen geärgert, da ich mit der Partie an sich zufrieden war.

Ich stand lange Zeit mit Weiß ausgeglichen bis leicht besser und brachte mich dann durch ein „berührt, geführt“ in Zug 24 komplett aus dem Konzept. Meine Läufer standen hintereinander und ich griff für meinen Zug zum falschen Läufer, merkte es während des Zugs und stellte ihn erst nochmal auf dem Ausgangsfeld ab. Da ich diesen Läufer nun ziehen musste war für mich lediglich die Frage, wo er den geringsten Schaden anrichtet. Rechnerisch ein Materialtausch waren aber zunächst alle meine zuvor geschmiedeten Pläne weg, was meine Gegnerin zu nutzen wusste und plötzlich die Initiative übernahm. Da sie in einem entscheidenden Moment jedoch auch patzte, kam ich wieder ins Spiel und hätte den Sieg eigentlich nur verwerten müssen. Insgesamt gefällt mir die Partie echt gut und ich war hin- und hergerissen sie hier zu zeigen, da das Ende definitiv peinlich ist.

Abschließend belegte ich den 60. Platz unter 104 Teilnehmern, was mit meiner DWZ sicherlich ein Erfolg ist (Endergebnis). Zudem spielte ich mit 1414 DWZ meine beste Turnierleistung.


1 Kommentar

Rafael · 8. August 2021 um 11:05

Vielen Dank für den tollen Bericht und die Fotos! Es ist, als wäre man dabei gewesen. Aus meiner Sicht war das eine große Steigerung von dir gegenüber Basel und du hast gefühlt auf einem 1500er Niveau herumgespielt. Das sieht man auch daran, dass du gegen die höher gewerteten Spieler/innen oft auch noch eine bessere Stellung herausgespielt hast. Mit mehr Routine und mehr ernsthaften Spielen gegen solche Gegner wirst du solche Partien auch immer mehr in Remis und Siege umwandeln können zukünftig.

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