Objektiv betrachtet ist der Leistungsunterschied vom Frauenfußball zum Männerfußball sehr groß. Erst ab dem Level der Top-Frauennationalmannschaften kann man von einem guten Niveau reden. Ursache liegt darin, dass viel mehr Jungen und Männer Fußball spielen, der Pool aus dem die besten Spieler ausgewählt werden können, ist also viel größer. Und auch der körperlich athletische Unterschied ist natürlich gegeben, so dass es zu dem großen Leistungsunterschied im Fußball kommt.
Bedenkt man aber einmal wie unattraktiv der männliche Pressing- und Gegenpressing-Fußball heutzutage sein kann, wenn die Spieler gar nicht mehr die Zeit haben, Bälle anzunehmen und weiterzupassen, dann ist so manches Frauenfußballspiel viel attraktiver anzuschauen. Den „wahren“ Fußball findet man demnächst vielleicht nur noch in den Frauenligen.
Wie sieht es im Schach aus? Warum gibt es dort aktuell mit Hou Yifan nur eine Frau in den Top 100? Haben die chauvinistischen Schachgroßmeister ala Bobby Fischer, Garry Karparov oder Nigel Short etwa Recht, dass das männliche Gehirn besser für Schach beeignet sei?
Völliger Unsinn! Spätestens seit Judith Polgar wissen wir, dass es nur vom Talent, Förderung, Wissen und Motivation abhängig ist. Alle drei Polgar-Schwestern wurden systematisch von klein auf trainiert und alle drei wurden fantastische Schachspielerinnen. Es kommt auf die Förderung an. Und dass man die Mädchen zum Schachspielen motiviert. Viel zu viele hören in der Jugend dann einfach wieder auf.
Wer dominiert heute das Frauenschach? Es ist eindeutig China, das die letzten drei Schachweltmeisterinnen stellte. Im aktuellen WM-Kampf setzte sich die Herausforderin Ju Wenjun nach 10 Runden mit 5,5 zu 4,5 Punkten gegen die bisherige Weltmeisterin Tan Zhongyi durch. Ju Wenjun, aktuell mit einem ELO von 2571 immerhin Position 350 der Weltrangliste, dominierte zwar den Wettkampf, es war aber nie langweilig, gerade anfangs ging es hin und her.
Herzlichen Glückwunsch und viel Glück für das KO-WM-Turnier mit 64 Spielerinnen, das auch noch für dieses Jahr angekündigt ist.
Tan Zhongyi brauchte in der letzten Runde unbedingt einen Sieg mit den schwarzen Steinen, wählte eine ganz überraschende Eröffnung, doch Ju Wenjun parierte alles souverän und wickelte zu einem sicheren Remis ab:
3 Kommentare
Markus · 22. Mai 2018 um 14:11
Vor lauter Span löschen (jeden Tag 50-80) kommt man gar nicht zum lesen. Schöner Artikel über ein Thema, um das die Schachspieler gerne einen großen Bogen machen. Dabei haben wir in der Kreis- und früher Bezirksklasse das schon auf beiden Seiten erleben dürfen: Antje war lange Zeit die einzige Spielerin in der Liga, und ihre Gegner hatten damit zu kämpfen, dass sie ordentlich gegen halten konnte; ich erinnere mich auf der anderen Seite an eine Partie von Fritz, als er locker abgefasst wurde, oder die glorreiche Situation gegen Sindelfingen, als die Gegnerin von Host (mit 10 Minuten auf der Uhr, und noch 8 Züge zur Zeitkontrolle) zuerst mal eine Rauchen gehen musste, was Horst leider den Rest gab.
Ich würde mir wünschen, dass deutlich mehr Frauen im Schach aktiv sind, und am besten auch immer in den gleichen Turnieren.
Rafael · 23. Mai 2018 um 1:52
Man kann richtig zugucken wie die Spams reinkommen. Ein bisschen versuche ich beim Löschen zu unterstützen, ich finde aber diese langen Spams nervig, bei denen man noch so rumscrollen muss. Würden Captchas vielleicht etwas helfen? Obwohl ich selber Captchas eigentlich immer für ziemlich nervig halte.
Rafael · 23. Mai 2018 um 2:06
Bei den Jugendturnieren sehe ich immer relativ wenig Mädchen. Fast immer dieselben. Man versucht sie dann dadurch zu motivieren, dass es immer einen Extra-Pokal für das beste Mädchen gibt. Ich möchte nicht wissen wie voll deren Pokalschrank schon ist.
Bei den Erwachsenen finde ich die extra Frauen-Titel seltsam, obwohl es natürlich auch eine Extra-Förderung sein soll. Zudem haben die Frauen den Vorteil auch an den Frauen-Turnieren teilnehmen zu können, es gibt also die doppelte Chance Preisgeld zu verdienen.
Da ist insgesamt aktuell die Leistungsdichte schon etwas enttäuschend. Für eine Elisabeth Pähtz reicht ein ELO von 2475 z.B. schon zu Platz 20 weltweit. Vielleicht müsste es mehr Stars wie Hou Yifan geben, mit denen sich die Mädchen identifizieren können.