Was für ein Sonntag! Bei strahlendem Sonnenschein traten wir mit neuen Hoodies ausgestattet in Sindelfingen an. Es sollte ein recht denkwürdiger Spieltag werden.

Sindelfingen erwischte den besseren Start.

An Brett 5 noch einen 1.800er in ihren Reihen hatte Stefan einen schweren Stand. Nach einem Springeropfer sah es so aus, als ob lediglich der Königsflügel entblößt und allenfalls ein Dauerschach drin wäre. Der Gegner schien aber etwas weiter gedacht zu haben, vereitelte die Verteidigungszüge und vollstreckte schnell. Ähnlich einseitig verlief es bei mir, allerdings ließ sich der Gegner sehr viel Zeit. Mit besetzter offener Linie hatte der Gegner Mühe, seine Türme zu entwickeln. Statt Qualitätsgewinn entschied ich mich, dem König auf die Pelle zu rücken, was schnell die Entscheidung brachte. Nach dem Ausgleich hatte Kai die Chance, für Stetten in Führung zu gehen. Bei gegenläufigen Rochaden hatte er bereits die idealen Züge für einen Angriff am Damenflügel gefunden. Hilflos opferte der Gegner noch einen Springer und prompt setzte Kai auf Verteidigung, als seinerseits den Sack zuzumachen. Ein Tempoverlust reichte anschließend, um die Partie auf den Kopf zu stellen.

Symptomatisch dafür war auch Jürgen’s Partie. Schon früh gewann er einen Zentrumsbauern, hatte alles im Griff. Hätte sich eigentlich auch noch einen zweiten Bauern einverleiben können, griff aber plötzlich fehl. Anschließend häuften sich seine Blackouts, er verstand hinterher die Welt nicht mehr. Ein verfehltes Figurenopfer brachte den Gegner auf die Gewinnerstraße, aber auch der schien nicht den besten Tag erwischt zu haben. Schlussendlich konnte Jürgen einen Bauern durchdrücken, der nur vom verbliebenen Springer des Gegners aufgehalten werden konnte. Sehenswerte Remisstellung – der Gegner zog nur noch, um die Stellungswiederholung zu erreichen und der Minimalhoffnung, dass Jürgen auf die Idee kommen würde, vielleicht doch noch auf Sieg zu spielen. Und siehe da, er tappte tatsächlich in die Falle. Den Schutz des Freibauern für 2 Bauern aufgebend holte sich der Gegner seinerseits mit frei werdendem Springer die restlichen Bauern am Damenflügel und ließ danach einfach den Randbauern laufen. Wie heisst es beim Schach oft so treffend, wer den vorletzten Fehler macht gewinnt…

Bei Markus lief es deutlich besser. Zwar sah es so aus, als ob der Gegner mehr Druck auf die geschlossene Stellung dank eines Freibauerns am Damenflügel ausüben könnte, mit Dame und Läufer auf beiden Seiten hing aber ständig ein Halbmatt in der Luft. Das Risiko war für beide Seiten zu groß, ein Remis die Folge. Am Ende kämpfte noch Rafael darum, eine recht ausgeglichene Stellung doch noch gewinnen zu können. Bei geschlossener Bauernstruktur sah es aber eher vorteilhaft für den Gegner aus, der einen aktiveren Springer gegen einen passiven Läufer zur Verfügung hatte. Nach Jürgen’s Niederlage einigte man sich schlussendlich auf die Punkteteilung.

Statt 2 : 4 zu verlieren hätte Stetten durchaus auch 4 : 2 gewinnen können. So richtig rund läuft’s leider noch nicht. In der 3. Runde geht’s gegen Backnang II, die derzeit punktgleich mit uns auf dem 7. Tabellenplatz rangieren. Es kann eigentlich nur noch besser werden!

[Bericht Fritz]

Fritz vertrippelt und sein Gegner findet nicht die richtige Verteidigung:


Markus hat sich zuletzt viel mit der Schottischen Eröffnung beschäftigt, wodurch er die Partie sicher zu einem Remis führt:


Jürgen opfert und übertreibt es im Endspiel:


2 Kommentare

Rafael · 1. November 2021 um 14:24

Es ist nicht einfach, man spielt in der Mannschaft schon anders und stellt sein persönliches Ergebnis nach hinten. Jürgen und ich hatten klare Remisstellungen und haben es noch versucht. Ich fand es richtig und toll, dass Jürgen es noch versucht hat.

Und nach der langen Pause mit nur Online-Schach muss man sich das gewissenhafte Rechnen auch erst mal wieder angewöhnen. Hat man online fast zwei Jahre lang sich das „wilde Reinopfern“ und das „mal gucken, ob es klappt“ doch angewöhnt.

Kai · 3. November 2021 um 10:12

Danke für den Bericht. Es ärgert mich schon noch, dass ich nicht einfach die Bauern weiter vorgeschoben habe, das sah nach dem Spiel in der Analyse so einfach aus.

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