Am Sonntag startete unser Abenteuer in den Württembergischen Pokal, für den wir uns über die Finalteilnahme im 4er-Pokal qualifiziert hatten. Um 10:00 Uhr sollte es losgehen im schönen Lauffen. Nachdem wir den Lauffener Lauf (kein Versprecher) umrundet hatten, fanden wir auch das geräumige Spiellokal und konnten das erste Mal mit den neuen elektronischen Uhren nach Fischer-Bedenkzeit spielen: 90 Minuten für die ersten 40 Züge, dann ein Zuschlag von 30 Minuten, aber mit jeden Zug zusätzlich einen Zuschlag von 30 Sekunden. Interessant!

Lange Zeit passierte (glücklicherweise für uns) gar nichts, obwohl die hoch bewerteten Gegner doch mit einer ordentlichen Besetzung auftraten. Den Vogel schoss wieder Fritz ab, der wohl zum ersten Mal einen ~ 2.300er als Gegner hatte. Und das war auch das erste Aufsehenerregende, als dieser Fritz nach ~ 2 Stunden Spielzeit ein Remis anbot, das Fritz nach kurzem Schütteln natürlich ablehnen musste.

Stefan hatte zu kämpfen, und sein Gegner hatte ich geschickt aufgebaut, alles zielte auf die schwachen Punkte g6 und f7. Ein Doppelschlag auf diesen führte dann unweigerlich zu Matt und Aufgabe von Stefan. Markus ging es nicht viel besser. Am Anfang war noch ein wenig Erinnerung an die Theorie da, aber nach 1-2 unklugen Entscheidungen kam er immer mehr unter Druck.

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12. Bb5 Bxb5 13. axb5 Nc4 14. Bc1 h5 15.
Nh4 (15. Bg5 {um den Läufer zu entwickeln, und die Grundreihe zu räumen}) (
15. Qe2 {wäre ebenfalls deutlich besser gewesen}) 15… Qd7 16. Rb1 {erzwungen
} cxd4 17. cxd4 O-O-O $1 {überrascht} 18. c3 f6 19. f4 $2 (19. Qe2 {immer
noch besser. Nicht bewegen …}) 19… Rdg8 20. exf6 $2 {Quatsch nach f4} gxf6
21. Qe2 Rg4 22. g3 (22. Qe1 {um g3 zu vermeiden} Rhg8 23. Kh1 {durchhalten})
22… Rhg8 23. Kf2 $2 {falsche Richtung} (23. Kh1 {wäre besser gewesen}) 23…
Nd6 $1 24. Qf3 Ne4+ 25. Ke2 Qc7 {wartet auf die Fehler von Weiß, verstärkt
weiter} 26. Rb3 $4 {beim Loslassen schon gemerkt} Qc4+ 27. Qd3 Qxb3 28. Bd2 Qa2
29. Rc1 Rxh4 {und Weiß gibt (zurecht) auf}[/ctpgn]

Auch ohne den Turmeinsteller im 26. Zug wäre die Partie sicher verloren gewesen.

Gert hatte seinen Lieblings-Sizilianer auf’s Brett gebracht, den sein Gegner aber so richtig misshandelte. Plötzlich war ein Bauer, dann ein zweiter weg, und der vom Papierformat übermachtige Gegner (~ 2150 Punkte Wertung) kam ordentlich ins Schwitzen. Wie gut, dass Gert ihn am Ende noch auskommen lies, so dass sein ungleichfarbiger Läufer ihm das Remis festhielt. Man stelle sich vor …

Fritz hatte wie immer seine Lieblingseröffnung auf dem Brett, sein Gegner hatte sogar eine alte Partie von 1998 gefunden, und sich anhand von der vorbereitet. Der in häuslicher Arbeit entwickelte Plan stellte sich aber als Rohrkrepierer heraus. So hatte der Lauffener über fast 20 Züge mit dem Rücken zur Wand zu kämpfen, um nicht nach Zeit zu verlieren. Wie gut, dass mit jedem Zug 30 Sekunden dazukamen, sonst wäre es eng geworden. In der Stellung unten brennt es schon Fritz-typisch, aber Schwarz balanciert schön am Rande des Abgrunds …

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17. gxh5 Ne5 18. Ng4 exf5 19. exf5 h6 20. h4 gxh4 21. Nxh6+ Kh7
22. Ng4 Nxg4 23. Qxg4 Rg8 24. Qe4 d5 $2 {verliert die Nerven} 25. Qxd5 h3 26.
Be4 Bf6+ 27. Kh1 Be8 28. Qxc5 Rc8 29. Qf2 Rg2 $2 {Harakiri} 30. Qf4 $2 Rcxc2
31. Qh6+ Kg8 32. Bf4 Bg5 33. Bxg5 {und Computer-Fritz findet ein Matt in 7} Qxg5 $2 34.
Qxg5+ Rxg5 35. b3 (35. Ra8 {hätte den Vorteil festgehalten} Kf8 (35… f6 36.
Rxe8+ Kg7 37. Re7+) 36. f6 Rxh5 37. d4 Rxb2 38. Bc6 Re2 39. Bf3 {sieht garstig
aus}) 35… Bc6 36. Rg1 Bxe4+ 37. dxe4 Rxg1+ 38. Rxg1+ Kh7 39. f6 Kh6 40. Rg7
Kxh5 {und Schwarz kann ins Remis abwickeln}
[/ctpgn]

Am Ende war’s ein schöner Ausflug, mit zwei überragenden Partien an Brett 1 und 2 gegen scheinbar übermächtige Verbandsligisten. Vor der Rückfahrt belohnte sich die Mannschaft für gutes Spiel (oder wenigstens guten Kampf) in einem Lokal in der Nähe mit Leckereien der angeschlossenen Metzgerei.