Jan Philipp und Kai nutzten das nach COVID wieder auflebende Turniergeschehen im Stuttgarter Raum zum Erfahrungs- und DWZ-Aufbau. Zur Auswahl standen die Turniere in Ditzingen, Oeffingen, Horb und Esslingen. Die Turniere in Oeffingen und Horb fanden zeitgleich statt, so dass im Zeitraum vom 18.05. bis 11.06.2023 drei Turniere gespielt werden konnten. Kai nahm an drei Turnieren teil, Jan Philipp erhöhte die Stettener Mannschaftsstärke bei zwei Turnieren.

Offene Internationale Stuttgarter Stadtmeisterschaft

Das größte Turnier war die Offene Internationale Stuttgarter Stadtmeisterschaft. Unglaubliche 322 Teilnehmern in A- (125 Teilnehmer), B- (125) und C-Open (72) fanden vom 18.05. bis zum 21.05.2023 den Weg zur Stadthalle in Ditzingen. Jan Philipp und Kai starteten im B-Open mit unterschiedlichem Anspruch und Erfolg. Kai wollte in erster Linie den freien Fall stoppen und an der Spielqualität arbeiten, während Jan Philipp eher das obere Tabellendrittel als Ziel hatte.

Jan Philipp spielte ein herausragendes Turnier, er startete mit einer DWZ von 1531 und spielte das ganze Turnier hindurch gegen DWZ-stärkere Gegner mit einem Spielstärkedurchschnitt von 1742 Punkten. Da er 4.5 von 7 möglichen Turnierpunkten holte, knackte er mit einer 1848 Leistung seinen bisherigen Bestwert. Zur Belohnung gab es einen Preis für den 3. Platz bei den Spielern mit weniger als 1600 DWZ und den 16. Gesamtplatz. Darüber hinaus folgte ein paar Tage später ein DWZ-Sprung auf 1683 Punkte.

Kai setzte seine schwache Punktausbeute mit 1.5 aus 7 vom Turnier in Deizisau fort. Oft mit der richtigen Idee spielend folgten nachteilige Abwicklungen ins Endspiel oder wie im nachfolgenden Fall gibt es nur einen Zug für Schwarz der das Spiel ausgeglichen hält. Findest du den Zug?

Als Resultat stand am Ende ein 118. Platz mit einer Turnierleistung von 1267 bei einem Gegnerschnitt von 1495. Die DWZ war mit 1333 nun wieder weit von 1400 entfernt.

Kurios war, dass Kai zur ersten Runde nicht ausgelost wurde. Er hatte sich bereits mit einem eingescannten Meldebogen ein paar Tage vorher angemeldet und ihm wurde diese Anmeldung bestätigt. Allerdings wurde er dann in der Auslosung vergessen und bekam die wenig hilfreiche Empfehlung „Oh, tut uns leid, dann kommen sie doch einfach am Nachmittag wieder.“ Glücklicherweise kam der Schiedsrichter auf die Idee den Spieler mit dem Spielfrei-Los einfach gegen Kai spielen zu lassen, so dass die Anreise wenigstens nicht umsonst war.

Eine schöne Geste war die eines Teilnehmers im A-Open, der allen Jugendlichen unter 16 Jahren für den gesamten Turnierverlauf das Mittagessen spendierte, was vom Veranstalter in Form von Gutscheinen gelöst wurde. Vielleicht ist das ein Anreiz für Sponsoren bei anderen Turnieren.


12. Oeffinger Schachopen

Vom 26.05. bis 29.05.2023 fanden die 12. Oeffinger Schachopen im Stuttgarter Stadtteil Fellbach in der Festhalle Oeffingen statt. Kai war dieses Mal alleine am Start. Das Turnier war nicht nach DWZ-Stärken unterteilt womit Kais Gegnerschnitt mit 1602 für seine Spielstärke schon eine ordentliche Hausnummer war. Mit 2 von 7 Turnierpunkten sieht die Leistungssteigerung gegenüber den Stadtmeisterschaften nicht offensichtlich aus, aber die Spielqualität war deutlich besser und am Ende stand eine Leistung von 1430 Punkten und ein 60 Platz in einem 74 Teilnehmer umfassenden Starterfeld. Mit etwas mehr Konsequenz wäre sogar ein voller Punkt gegen einen Spieler mit einer DWZ von 1825 drin gewesen, wie die folgende Partie zeigt.

Sehr negativ fiel auf, dass die Ratingpreise für die Damen reduziert wurden, weil nur drei Damen am Start waren. Das unterstreicht wie veraltet die männlich geprägten Denkweisen und Strukturen im deutschen Schach leider immer noch sind. Es bleibt zu hoffen, dass künftige Generationen das besser machen, dann finden sicherlich mehr Frauen den Weg zum Schach.


5. Esslinger Schachopen 2023

Das dritte Turnier fand vom 08.06. – 11.06.2023 in der Sporthalle Zentrum Zell in Esslingen am Neckar statt. Nun wieder mit beiden Protagonisten. Von den insgesamt 176 Teilnehmern waren 89 Spieler im B-Open gemeldet.

Jan Philipp haderte ein wenig damit, dass er sich, damals noch mit weniger DWZ, im B-Open angemeldet hatte. In der Außenseiterrolle im A-Open hätte er ohne jeden Erwartungsdruck spielen können. Aber letztlich macht sich diesen Druck jeder selbst. Er spielte jedoch im B-Open erneut ein überzeugendes Turnier und holte am Ende 4.5 von 7 Turnierpunkten. Bis zum Schluss hatte er noch Chancen auf einen dritten Gesamtplatz, aber im letzten Spiel konnte er leider nicht mehr punkten und rutschte auf einen dennoch sehr guten 16. Platz ab. Mit einer Leistung von 1774 spielte erneut über seiner derzeitigen DWZ und ist nun mit einer DWZ von 1713 Punkten erstmals über der Marke von 1700.

Für Kai war es erneut ein Turnier mit unglücklichen Abwicklungen ins Endspiel, aber andererseits mit ein paar Lichtblicken und mit einen qualitativen Schritt nach vorne. So konnte er gegen eine 1705er remisieren und spielte in der unten gezeigten Partie gegen einen 1452er so druckvoll, dass sein Gegner entnervt frühzeitig aufgab, obwohl es keinerlei Figurenvorteil gab.

Im Endergebnis steht mit 3.5 von 7 Turnierpunkten ein 45. Platz mit einer Leistung von 1440, die in der Endabrechnung eine DWZ von 1372 ergeben sollte und somit die 1400er Marke wieder in Sichtweite kommt.

Der Turniermarathon war ziemlich anstrengend, in Esslingen noch durch den Faktor hoher Temperaturen verstärkt. Beide Stettener haben sehr wertvolle Erfahrungen sammeln können und werden davon sicherlich auf lange Sicht profitieren. Nun ist es Zeit wieder Kraft zu tanken und bis zu den nächsten Turnieren am eigenen Spiel zu arbeiten. Und wer weiß, vielleicht sind beim nächsten Turnier dann zwei plus x Stettener am Start.


4 Kommentare

Tom · 12. Juni 2023 um 11:02

Die teilweise vorhandenen Strukturen und Denkweisen im deutsche Schachsport sind wahrlich kritisierbar und deutlich verbesserungsfähig. Ebenso auf internationaler Ebene. Es gibt auf Preise für Spielstärke-Klassen, für Altersklassen, für Teams, für Frauen etc. Auf Schach-Turniere geht man um Schach zu spielen. Wer da am Brett sitzt, ob alt oder jung, groß oder klein, Mann oder Frau ist doch völlig unerheblich. Die Regeln, die Anzahl der Figuren und Felder sind für alle Spieler gleich.
Mehr Preisgeld nur für Frauen = mehr Beteiligung von Frauen? Preise alleine für das passende Geschlecht? Wenn sich nur 3 Frauen aufraffen können ihre Zeit bei schönstem Wetter in oft schlecht belüfteten und engen Turniersälen in verschweißter, schlechter und stickiger Luft zu verbringen, wenn Frauen keine Böcke und Interesse daran haben ihre Lebenszeit ausgerechnet in solchen Lokalitäten und auf solchen Turnieren mit dem Schachspiel zu verschwenden, was ist dann dafür die Ursache? Wenn Frauen deutlich weniger Interesse am Schachsport haben, was ist dafür die Ursache?

Judit Polgar, die bislang beste Frau im Schachsport, hat sich relativ früh schon als Jugendliche in ihrer Karriere dafür entschieden keine „Frauen-Turniere“ mehr zu spielen oder „Frauen-Titel“ zu tragen. So geht das. Noch als Jugendliche fasste sie den Entschluss, nur noch an „Männer-Turnieren“ teilzunehmen. So geht das. Wobei Männer-Turnier eine völlig falsche Bezeichnung ist. Schachturniere sind offen für jeden. Nur „Frauenturniere“ nicht. Richtig wären Schach-Turniere ohne Geschlechter-Ausgrenzung oder Bevorzugung. Sind „Frauenpreise“ oder „Frauenturniere“ der Beweis für Gleichberechtigung oder Ausgrenzung? Gibt es auch Preisauslobungen auf Schachturnieren alleine nur dafür daß man ein Mann ist? Ist es richtig auf Schachturnieren Preise alleine für das passende Geschlecht auszuloben? Judit Polgar hat ihre Kariere mit folgender Begründung beendet: “ „Ich merkte immer mehr, wie viele andere Dinge man im Leben machen kann“. Vielleicht sind Frauen einfach klüger und erkennen besser als Männer, daß auch andere Dinge im Leben wichtig und schön sein können?
Es gibt nur ein Schachspiel mit Regeln die für ALLE gleich sind. Schach steht JEDEM offen. „Frauenpreise“ sind leider nur der Beweis für anachronistische Ungleichbehandlung und Ausgrenzung.

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    Rafael · 13. Juni 2023 um 20:46

    70 Prozent der Jungen hören als Jugendliche wieder auf mit Schach. Von den Mädchen 95 Prozent. Ein Punkt ist, dass die Mädchen keine weiblichen Identifikationsfiguren haben. In dem Sinne finde ich es gut, dass es eine separate Frauen-WM gibt, damit Schachspielerinnen mehr in Erscheinung treten. Oder dass es inzwischen Frauen-Elite-Turniere wie den Cairns Cup gibt, der gerade in Saint Louis läuft.

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      Tom · 13. Juni 2023 um 22:55

      So gesehen ist das sicherlich ein Argument das man akzeptieren kann. Den Gleichbehandlungsgrundsatz halte ich dennoch für wichtiger. Es gibt sicherlich viele Bereiche wo Frauen dringend Unterstützung gebrauchen können, auf dem Schachbrett halte ich das für nicht erforderlich. Wichtig ist die gezielte und frühe Förderung, egal ob Junge oder Mädchen. Schach sollte deshalb schon in den Grundschulen fester Bestandteil des Unterrichts sein. Jedes Kinder in diesem Alter kann sehr davon profitieren, es gibt genügend Untersuchungen und Studien dazu.

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Rafael · 13. Juni 2023 um 20:40

Bei der Remis-Aufgabe muss man erst einmal erkennen, dass man hoffnungslos verloren ist und auf der h-Linie Matt gehen wird. Das zu erkennen und dann irgendwie ein Dauerschach zu finden, daran wären wir vermutlich alle irgendwie gescheitert.

Mit so einer tollen Angriffspartie das Turnier zu beenden ist eine tolle Sache! Das war mustergültig gespielt. Auf diese Weise hast du selber zuletzt eigentlich ständig verloren. 🙂

Vielen Dank für den tollen Artikel, wir fiebern mit euch beiden immer ordentlich mit, wenn ihr auf Turnieren seid!

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