Vom 29.10. – 01.11.2021 fand der 3. Heidelberger Schachherbst statt. Das Turnier scheint inzwischen einen festen Platz im Turnierkalender gefunden zu haben und wurde erneut sehr gut durch berndschessfactory.de organisiert. Der SC Stetten wurde durch Kai vertreten, der sein drittes Open in dieser Saison spielte.

Die Corona-Auflagen wurden im Vergleich zum letzten Jahr mit 3G entsprechend verschärft, im Turniersaal saßen die Spieler jedoch wieder mehr oder weniger dicht gedrängt. Im letzten Jahr wurde diesbezüglich vorsichtiger agiert mit separaten Tischen für jede Spielpaarung. Immerhin waren in A- und B-Turnier zusammen 350 Teilnehmer am Start.

Nachfolgend Kais Bericht zum Turnier in Heidelberg.

Tag 1

Nach der Überprüfung des Impfnachweises und der Anmeldung dauerte es wieder etwas länger bis das Turnier wirklich losging. Als Nr. 106 der Startliste wurde mir mit der Nr. 19 ein 1641 DWZ starker Gegner zugelost, aber das kenne ich von einem Open bereits, dass die ersten zwei bis drei Spiele eher zu den schwierigeren zählen. Mit der Englischen Eröffnung konnte ich mir anfangs einen leichten Vorteil erspielen, versäumte es aber mit Zug 16 mehr aus der Stellung zu machen. Es blieb in der Folge relativ ausgeglichen und nach Zug 35 bot ich meinem Gegner ein Remis mit dem ich zum Auftakt mehr als zufrieden war. Er sagte nach dem Spiel selbstkritisch “Wer gewinnen will muss etwas riskieren und darf nicht einfach auf einen Fehler des Gegners hoffen.”

Tag 2

Mit dem Remis vom Vortag im Rücken blieb das Gegnerniveau mit einem Kanadier mit Elo 1636 weiterhin hoch. Meine Eröffnung mit Schwarz verlief nicht optimal und im Mittelspiel übersah ich für ihn eine Möglichkeit mit einen Doppelangriff auf meinen Königsflügel und meinen Turm am Damenflügel zu drohen. Ich entschied mich dafür zwei Bauern abzugeben und die Damen abzutauschen durch sich dadurch entstandenen offenen Linien erhoffte ich mir Chancen. Mein Gegner fand durch die entstandenen Fesselungen die korrekten Verteidigungszüge nicht und konnte in der Folge ein Schachmatt nicht mehr abwehren. 

Am Nachmittag stand dann mit einem 15-jährigen der erste Gegner auf dem Programm, bei dem die DWZ von 1595 ggf. nicht viel über die wahre Spielstärke aussagte, da Schüler und Jugendliche bei einem Open in der Regel tendenziell stärker sind und die DWZ etwas hinterher hinkt. Mit Weiß spielend konnte ich das Spiel sehr lange ausgeglichen gestalten und gab meinen Vorteil erst zum Ende hin nach und nach ab. Dementsprechend versuchte ich es mit einem Remisangebot, welches er ablehnte. Nach ein paar weiteren Zügen bot er dann zu meiner Überraschung selbst Remis an. Die Engine sprang mit seinem letzten Zug von -3.8 auf 0.0 ich vermute. Vermutlich hatte er das bemerkt und wollte dann wohl schlimmeres vermeiden.

Tag 3

Mit 2 Punkten aus 3 Partien nahm das Gegnerniveau nicht ab, so dass ich mich erneut mit deutlich stärkeren Spielern messen durfte. Es ging gegen die Nr. 40 der Startliste mit einer DWZ von 1569. Ich kam sehr gut aus der Eröffnung und stand deutlich besser als mein Kontrahent. Er kämpfte sich jedoch Stück für Stück in die Partie zurück und profitierte je länger die Partie dauerte von seiner wesentlich größeren Spiel- und Turniererfahrung. Zu allem Überfluss verteidigte ich am Königsflügel zudem sehr schlecht und gab die Deckung für ein Feld auf, das er dann sehr gut für seinen Springer nutzen konnte. Darübe hinaus konnte er mit einem Bauern meine drei Bauern aufhalten. Geduldig schob er daraufhin seine Bauern am Damenflügel immer weiter nach vorne. Mir gelang es leider nicht mehr eine Gegenwehr zu finden, so dass ich nach über fünf Stunden Kampf aufgab.

Meine Mittagspause war entsprechend kurz und als meine nächste Partie auf dem Plan stand hatte ich die Partie vom Vormittag noch nicht 100 %ig verarbeitet. Da behaupte nochmal jemand Schach sei kein Sport. Ich musste gegen einen 12-jährigen mit 1386er DWZ ran. Ich kam solide aus der Eröffnung, ich war allerdings eher mit nicht notwendigen Verteidigungszügen beschäftigt anstatt aktives Spiel zu suchen. Außerdem fühlte ich mich durch die Vormittagspartie noch ziemlich erschöpft. So passierte es, dass ich einen sehr einfachen Angriff auf meinen hängenden Turm übersah. Da ich merkte, dass er mich bei seinem Schlagzug die ganze Zeit beobachtete um eine Reaktion zu deuten, bluffte ich und gab ihm das Gefühl, dass ich den Turm für einen starken Angriff geopfert hatte. Dementsprechend brachte ich meine Dame auf die 7. Reihe mit einem eher harmlosen Angriff auf seinen Turm. Die Kombination aus Bluff und aktivierter Dame schienen ihn aber so in Alarm versetzt zu haben, dass mit seinem zaghaften Gegenangriff die Möglichkeit eröffnete in erzwungen in fünf Zügen Matt zu setzen. Da mir die beiden Mattführungen sehr gefallen zeige ich diese Partie, auch wenn sie ansonsten eher zu meinen schlechteren Turnierpartien zählen dürfte.

Abschließend war ich froh, dass diese Partie keine zwei Stunden dauerte und ich etwas Zeit zur Erholung fand.

Tag 4

Mit nun 3 Punkten stand ich weiterhin im oberen Teil der Tabelle was mir weiterhin stärkere Gegner bringen sollte. Leider musste ich am letzten Turniertag zweimal mit Schwarz ran. Der Tag begann gegen einen 13-jährigen Jugendlichen mit 1578er DWZ. Auch gegen ihn kam ich wieder gut aus der Eröffnung, konnte aber die durch seine Züge ermöglichten Chancen nicht nutzen. Zudem verpasste ich es mit Zug 20 einen Bauern zu schlagen. Der Zug hätte mir zwar nicht zwingend den Sieg gebracht, hätte mir aber später höchstwahrscheinlich ein einfacheres Endspiel aufs Brett gezaubert. Nachdem das Endspiel recht lange ausgeglichen verlief waren es dann leider wieder ein, zwei Züge die mich auf die Verliererstraße brachten. Dadurch konnte ich in der Folge leider ein Abzugsschach mit einem Turmgewinn für meinen Gegner nicht verhindern. Mit einem letzten Aufbäumen versuche ich einen Bauern durchzubringen was er jedoch gekonnt zu verhindern wusste. Danach war es für ihn dann eine leichte Übung und ich sah mich zur Aufgabe gezwungen.

Zum Abschluss stand ein 1510 DWZ starker Teenager auf dem Plan. Er wählte Jobava-London in der Eröffnung. Die Eröffnung fühlte sich für mich nahezu von Anfang an schwierig an und ich sah mich die ganze Zeit schlechter stehend was die Engine so jedoch nicht bestätigte. Ihm gelang es jedoch starken Druck auf meinen Königsflügel zu machen und ich verteidigte dann recht unglücklich was ihm einen starken Angriff ermöglichte, den ich nicht mehr verhindern konnte. Auch in dieser Partie gab ich schließlich auf.

Fazit

Mit einer Eloperformance von 1573 habe ich dieses Turnier über meinen Erwartungen gespielt, da sind die 3 Punkte aus 7 Spielen eher zweitrangig. Für mich zählt wie ich die Partien gestaltet habe und auch, dass die verlorenen Partien gar nicht so deutlich waren wie es auf dem Papier zunächst aussieht. In der Summe waren es wieder sehr wertvolle Erfahrungen und vielleicht profitiere ich bereits in den nächsten Spielen davon.

Wie geht es weiter?

Die nächsten gut erreichbaren offenen Turniere finden vom 26.12. – 30.12.2021 in Böblingen und vom 04.01. – 08.01.2022 in Untergrombach bei Bruchsal statt. Auch bei diesen Turnieren dürfte der SC Stetten wieder vertreten sein.


1 Kommentar

Rafael · 6. November 2021 um 14:56

Ich habe mitgezittert, fand dein Niveau sehr beachtlich und hätte dir am letzten Tag zumindest noch zwei Remis gegönnt. Aber so wirst du wenigstens nicht überheblich. 🙂

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