Wir wollen in unserem Jubiläumsjahr immer wieder mal Partien von Mitgliedern (und Ehemaligen) veröffentlichen, um die Schönheit des Schachspiels zu zeigen. Oft ist damit eine Geschichte verbunden, die dann natürlich auch erzählt werden soll. Wer auch eine schöne, amüsante, schwierige oder für ihn wichtige Partie gespielt hat, ist herzlich eingeladen, diese von uns veröffentlichen zu lassen. (Gerne auch zwei, wenn man sich gar nicht entschieden kann.) Einfach Mail an scstetten@gmail.com, wir kümmern uns um den Rest.
Die unten stehende Partie wurde von Fabian eingereicht, Hintergrund und Partieanalyse von Rafael, der während der Partie staunend am Nebenbrett saß. Viel Spaß beim Nachspielen und Nachlesen!
Fabians „Psychologische“
In der Kreisklasse treten acht gegen acht Spieler an, was so manchen Verein vor eine echte Herausforderung stellt, Sonntag früh so viele Schachenthusiasten zusammenzubringen. Umso glücklicher kann sich der SC Stetten schätzen, dass er in zweiten Mannschaft so gestandene Größen wie Lukas, Sergej oder Fabian hat, die auch gerne in der ersten Mannschaft aushelfen. Dort treffen sie dann aber, auch am letzten Brett, zum Teil auf echte „Brocken“. So wie Fabian in der Kreisliga-Saison 2017/18, der sich dann einem Gegner mit einer rund 300 DWZ-Punkte höheren Bewertung gegenübersah, im Schach sind das Welten!
Doch im Schach darf man sich nicht einschüchtern lassen! Es hängt ganz viel von der Psyche ab. Es gibt eine Geschichte vom Nichtraucher Aaron Nimzowitsch, der eine Partie verlor, nur weil sein Gegner eine Zigarre neben das Brett legte und damit drohte sie dann anzuzünden, wenn er schlechter steht. Die Drohung ist oft stärker als die Ausführung. Nicht so bei Fabian. Er geriet in seiner Partie recht früh in Rückstand. „Oje, oje!“, waren meine Gedanken am Nebenbrett, „Das sieht schlecht aus.“
Im Schach hilft aber oft auch eine gehörige Portion Selbstbetrug. Man muss sich gut fühlen. „Ok, er hat mir die Bauern geklaut, dafür habe ich aber offene Linien für meine Türme.“ „Ok, ich kann keine Rochade mehr machen, dadurch gewinne ich aber ein Tempo und greife sofort an.“ „Ok, das Opfer führt nicht direkt zum Matt, wird den anderen aber so durcheinanderwirbeln, dass ich neue Chancen erhalte.“
Vor dem Turm-Opfer merkte ich am Nebenbrett, ohne hinzusehen, dass etwas passieren wird. Fabian schaute auf, er wurde regelrecht größer, ich dachte noch „Er wird doch nicht?!“, doch da hatte er schon mit einer Überzeugung seinen Turm reingehauen, dass sein Gegner dermaßen beeindruckt war, dass er in besserer Stellung trotzdem in wenigen Zügen die Partie verlor.
Fabian hatte einen Volltreffer gelandet, einen Psychologischen!
1 Kommentar
Rafael · 12. August 2018 um 19:38
Als ich letztes Jahr zum ersten Mal DWZ-Turniere gespielt habe, hatte ich ein ähnliches Erlebnis, aber auf der Verlierer-Seite. Ich dachte, dass ich eine gute Eröffnung spiele, wusste aber nicht wie es weitergeht. Und dann kam ein Angriff, dass ich einfach in wenigen Zügen matt gegangen bin.
Vielleicht hätte dein Gegner nach dem Turmopfer einfach mal 10 Minuten an die frische Luft gehen sollen. Egal, gab schön DWZ-Punkte für dich.