Kannst du uns etwas zu deiner Person sagen?

Ich bin geboren und aufgewachsen in Stuttgart, zum Studium und während der Arbeit war ich auch das eine oder andere Mal außerhalb des Ländles, aber dann ging es wieder zurück in die Heimat. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder.


In welchem Alter hast du Schachspielen gelernt und von wem?

Meine Begegnung mit dem königlichen Spiel des Schachs fand früh statt. Im Alter von fünf Jahren lehrten mich mein Vater und Großvater die ersten Züge. Sicherlich war diese Ausbildung nicht so strukturiert und intensiv wie die, die mein Sohn heute im Jugendbereich des SC Stetten genießt.


Wann und warum bist du in einen Schachverein eingetreten?

Die Mitgliedschaft im Schachverein erfolgte eher zufällig. Mein Sohn trat im Oktober 2022 dem SC Stetten bei und ich begleitete ihn zu zahlreichen Turnieren. Während dieser Turniere verbrachte ich viel Zeit mit Warten. Dann gab es Anfang des Jahres ein offenes Schnellschachturnier, und das war der Auslöser, selbst dem Verein beizutreten.

Was war bisher dein größter Erfolg oder schönste Erfahrung im Schach?

Trotz meiner eigenen Leidenschaft für das Spiel, sehe ich mich in erster Linie als Unterstützer meines Sohnes und seine Erfolge erfüllen mich mit mehr Stolz als meine eigenen. Trotzdem war es eine Freude, in meiner ersten WAM den ersten Platz zu belegen und stolz einen Pokal neben die meines Sohnes zu stellen.


Was war deine schlimmste Niederlage?

Als jemand, der Niederlagen als Motivation zur Verbesserung betrachtet, kann ich keine wirklich „schlimme“ Niederlage benennen.


Womit spielst du lieber? Mit Läufern oder Springern?

Springer.


Wenn du die Dame gegen zwei Türme tauschen kannst, würdest du es machen?

Bei dieser Entscheidung würde ich mich ganz auf meine Emotionen verlassen. 😊

Würdest du eine Partie aufgeben, wenn du eine Figur einstellst oder spielst du weiter?

Auf meinem Niveau lohnt es sich noch weiterzuspielen. Da gibt es immer mal wieder eine Überraschung.


In welchen Situationen nimmst du ein Remisangebot an?

Wenn ich knapp an der Zeit bin oder wenn die Stellung Remis ist und ich auch glaube, dass der Gegner das Remis halten kann.


Welches Verhalten oder Eigenarten des Gegners stören dich am meisten während einer Partie?

Ich habe noch zu wenig Partien gespielt und hab da noch keine Antwort. Letztens habe ich Levon Aronian beim Spielen gesehen. Er hat ständig seinen Nacken eingerenkt. Das fand ich schon beim Zuschauen störend.


Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel, worin bist du am stärksten und worin würdest du dich am liebsten verbessern?

Ich vermute, dass ich im Mittelspiel am stärksten bin. Eröffnung kann ich noch nicht so gut und würde mich gerne verbessern.

Wer ist für dich der beste oder wichtigste Schachspieler/in aller Zeiten?

Jose Capablanca – in seinen ersten Turnieren konnte er noch keine Eröffnungstheorie. Damit kann ich mich sehr identifizieren.


Wer ist aus deiner Sicht der beste Schach-Streamer/-Youtuber/in?

Als englischen Streamer finde ich  Agadmator sehr gut. Auf Deutsch schaue ich immer wieder ich-lerne-schach von Rafael Kloth oder The Big Greek.


Wenn du einen Wunsch frei hättest, was sich im Schach ändern soll, was wäre das?

Das Spiel selbst würde ich unverändert lassen. 😊 Mein Wunsch würde eher Richtung Organisation des Schachsports gehen. Ich sehe hier sehr viele, sehr engagierte Schachfreunde – aber man hat den Eindruck, der Überbau ist nicht mehr zeitgemäß. Eine „Entstaubung der Strukturen“ wäre angebracht. Das heißt z.B. Professionalisierung der Vermarktung, der Jugendarbeit, der IT und auch eine Flexibilität in den Turnierformaten. Schach ist so ein schöner Sport und erfährt gerade einen Boom. Es wäre schade, wenn das am Verband und an den Vereinen vorbeizieht.


Wenn du einen Wunsch frei hättest, was sich im Verein ändern soll, was wäre das?

Mir gefällt es sehr gut im Verein. Ich fahre von Stuttgart jede Woche 2×35 Minuten, damit mein Sohn beim SC Stetten spielen kann. Mein einziger, nicht ganz ernst gemeinter Wunsch wäre daher, eine Außenstelle in Stuttgart zu eröffnen. 😊


Was möchtest du im Schach erreichen, gibt es ein persönliches Ziel?

Möglichst spät vom Sohnemann überholt zu werden. Mein Zielkonflikt ist hier natürlich, dass ich mit großer Freude Schach-Coach meines Sohnes bin.


[Interviewfragen von Rafael mit großem Dank an Philipp für seine Zeit!]


1 Kommentar

Markus · 2. Juni 2023 um 15:35

Schönes Interview, vielen Dank an die beiden! Das mit der Außenstelle in Stuttgart wird vermutlich nichts, aber das ist halt so mit Wünschen. Wir können ja mal wetten, wann Ludwig Philipp eingeholt hat. Wenn ich das DWZ-System richtig verstanden habe, dann sind die Chancen recht hoch, mit nur einem Turnier einfach mal einen Sprung von 200 Punkten zu machen. Aber wir warten lieber ab, und hoffen, dass beide weiter viel Spaß am Spielen haben, das mit der Zahl kommt dann von alleine.

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