Am 6.ten Spieltag der Kreisklasse ging es für unsere erste Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Herrenberg, einem ganz unangenehmen Gegner. Zwar steht die Zweite der Herrenberger mit 0 Punkten am Tabellenende, ist aber nominell in keinster Weise das schwächste Team der Liga. Und wir brauchten unbedingt etwas Zählbares, hatten wir vor dem Spieltag doch bloß einen Punkt Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.

Nachdem es vorher leichte Aufstellungssorgen gab, einige Ersatzspieler mussten kurzfristig absagen, konnten wir doch noch sechs motivierte Spieler aufstellen, die es trotz Ausfällen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich zum Klosterhof in der schönen Herrenberger Altstadt schafften. Hier galt es mangels Fahrstuhl die erste Hürde zu überwinden und ganz gegen die Gewohnheit von Schachspielern auch körperlich aktiv zu werden, mussten wir doch Jürgen samt Rollstuhl vier Treppen hochtragen.

Entweder wollte er sich bei uns für die Mühe revanchieren oder er suchte Revanche gegen seinen Gegner, gegen den er letzte Saison unglücklich und unnötig in Zeitnot verloren hatte, jedenfalls machte Jürgen kurzen Prozess und gewann bereits nach 17 Zügen, so eine Demonstration der Stärke sieht man selten an Brett 1!

Ähnlich stark spielte Jan Philipp an Brett 3 auf, der im Mittelspiel mit der Dame in die gegnerische Stellung eindringen konnte, sich mittels Qualitätsopfer einen Freibauern auf der 7.ten Reihe verschaffte und dann ein wunderschönes Matt fand. Damit hat er bei fünf Einsätzen fünf Siege geholt, einmal kampflos. Eine unglaublich starke Bilanz für einen Jugendspieler in seiner ersten Saison als Stammspieler in der Ersten!

Gerhard an Brett 5 spielte auch stark auf und überspielte seinen 1500er Gegner in der Eröffnung förmlich. Leider übersah er dann mehrfach das gewinnbringende Läuferopfer auf h7. So knapp kann man am Sieg sein! Das Motiv wird er sich für die Zukunft merken. Aber genau dafür sind diese Partien so wertvoll, dass man Spielpraxis und Erfahrung sammelt. Ein Freibauer des Gegners wurde zu stark, es blieb nur noch die Aufgabe.

Markus an Brett 4 und ich an Brett 2 hatten beide Remisangebote, die wir beide ablehnten. Zum Einen war der Mannschaftssieg noch nicht sicher und zum Anderen nehmen wir Remisangebote nur an, wenn wir schlechter stehen. Lieber eine interessante Partie zuende spielen, wenn sie dann Remis wird, ist es eben so. Die Rechnung ging bei Markus voll auf, nach einer komplizierten, verwickelten Partie konnte er in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln, in dem der Gegner die Zeit vergaß. Ich konnte meinen Gegner hingegen leider nicht mehr erwischen, auch wenn die Partie immer unangenehmer für ihn zu spielen war, als für mich. Wenn beide Seiten aber annähernd immer Computerzüge spielen, dann muss man das Remis als logische Konsequenz akzeptieren.

Die Entscheidung war also bereits für uns gefallen, als Stefan R. an Brett 6 noch tapfer gegen seinen jugendlichen Gegner um ein Remis kämpfte. Leider wurde es mit zusehender Spieldauer immer schwieriger, hatte Stefan mit unsicherer Königsstellung doch zu viele Bauern bereits eingebüßt. Trotzdem kämpfte er im Bauernendspiel mit Springer ausdauernd gegen den gegnerischen Läufer und seine drei unverbundenen Freibauern an. Die letzte Remischance wurde verpasst, als Stefan sich selbst am Damenflügel einen Freibauern hätte verschaffen können. Stattdessen irrte sein Springer übers Brett und auch ein Patt war nicht mehr zu finden.

Mit dem 3,5 zu 2,5 Sieg konnten wir uns ein 3-Punkte-Polster auf den ersten Abstiegsplatz verschaffen und gehen deutlich entspannter ins nächste Heimspiel am 25.02. gegen Magstadt 1.

[Bericht und Fotos von Rafael.]


Jürgen revanchiert sich für die unglückliche Niederlage letzte Saison:


Jan Philipp wird nach der Saison mächtig DWZ gewinnen und hat gute Chancen Topscorer der Liga zu werden:


4 Kommentare

Tom · 6. Februar 2024 um 0:19

Gratulation zum Sieg! Es war SUPER wichtig diese 2 Punkte zu erkämpfen! Es war ein Sieg getreu dem Motto „Einer für alle, alle für einen!“. Im wahrsten Sinne des Wortes! Danke an alle Spieler, an jeden einzelnen Spieler! Danke für den informativen Bericht!

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    Rafael · 6. Februar 2024 um 8:54

    Sehr gern geschehen! Schön zu sehen, dass wir dann doch noch in die Saison gefunden und Selbstvertrauen gesammelt haben. Das werden wir auch brauchen, haben wir doch an den letzten drei Spieltagen lauter Topteams als Gegner.

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Wilfried · 6. Februar 2024 um 11:24

Glückwunsch zum Mannschaftssieg!
Sehr starke Partien waren das, hervorragend gespielt. Manche Tage läuft alles rund, das muß auch mal sein.
Wenn in einer Saison es eng wird & man das übersteht ist die Leistung ‚eigentlich‘ höher einzuordnen als wenn man die ganze Saison in der Mitte sich befindet, denn man ist wesentlich stärker gefordert & muß seine Nerven behalten.
Weiter so, Gruß Wilfried

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    Rafael · 6. Februar 2024 um 23:24

    Wir treten ja virtuell immer mit einem Spieler mehr an, der in Dortmund sitzt. Da muss man ja gewinnen! 🙂

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