Wieder einmal stellten beinahe alle Akteure ihr Kreisklasse-Niveau – oder darunter – unter Beweis.
Es war schlichtweg ein Tag der Geschenke – und jeder, so schien es, wollte mit seiner Partie noch eins drauf setzen.

Fritz’s Unglückliche

Zunächst gab uns Böblingen einen kampflosen Punkt vor, der aber vom Mannschaftsführer mit flotter Hand egalisiert wurde.
Hatte er doch schnell mit Qualitätsopfer den gegnerischen König entblößt und dachte, jetzt schnell auch noch die Dame gewinnen.
Mit weiterem Turmopfer und anschließender Springergabel schien alles gelaufen zu sein, weil ja der gegnerische Läufer dank Turmfesselung nicht nehmen konnte. Äh – wie, was? Man glaubt’s nicht, die Berechnung hatte leider den Haken, dass es die Turmfesselung gar nicht mehr gab, wenn man zuvor den Turm opferte.

[ctpgn id=fritz fen=“5rk1/pppbq1pp/3p4/n2Ppr2/8/5N1P/PPP2PP1/R1BQ1RK1 b – – 0 14″]
14… Rxf3
15.gxf3 Bxh3 16.f4 Bxf1
( 16…Rf6 17.Qh5 Rg6+ 18.Qxg6 hxg6 {mit deutlichem Vorteil für
Schwarz}
)
17.Kxf1 Qh4
( 17…exf4 18.Qg4 Qe4 19.Qe6+
( 19.Qg2 Qc4+ 20.Kg1 Rf6 21.Qf3 Rg6+ 22.Kh2 {vernichtend}
)
19…Qxe6 20.dxe6 Rf6 21.e7 Kf7 {gewinnt den dritten Bauern} )
18.Qf3 Nc4 19.b3 Rxf4 20.Bxf4 Nd2+ 21.Bxd2
[/ctpgn]

Wenigstens wirkte sich dies auf Brett 2 aus. Dort meinte der Gegner seine Türme auf der c-Linie verdoppeln zu können und spielte den ersten Turm nach c6 und damit der zweite Turm auch noch entwickelt werden konnte, setzte er eine Leichtfigur nach c7. Jürgen traute seinen Augen nicht – da konnte er die Qualität locker gewinnen, weil der Turm kein Rückzugsfeld mehr besaß.
An verpassten Chancen war jetzt wieder Stetten dran.
Bei Robin sah es so aus, als ob er einen vergifteten Bauern gefressen hätte, was ihn eine Figur aufgrund eines Zwischenschachs kostete. Tatsächlich ließ er sich vom Gegner blöffen und tauschte leider das falsche Material ab. Dabei hätte die Grundreihen-Schwäche beim Gegner die Partie sofort entschieden. Fazit war: In einer Blitzpartie hätte er den Gewinnweg sofort gesehen, Langzeit ist halt schweres Brot.

[ctpgn id=robin fen=“r1bqr1k1/ppp3pp/1n1b4/4p2n/8/2NB1N1P/PPP1Q1PB/2KR3R w – – 0 15″]
15. Nxe5 $5 {mutiger Einsatz. Gewonnen wird
der Bauer nur oberflächlich betrachtet} Qg5+ 16. Kb1 Bxe5 17. Rhe1 {wirklich
verloren ist der Springer aber auch nicht, da Weiß ordentlich Druck bekommt.}
Nf4 $2 18. Qe4 $4 {hat es an Schlechtigkeit dann aber doch nochmal rausgehauen}
(18. Bxf4 Qxf4 19. Qh5 $1 ({oder die von Fritz – unser Fritz –
vorgeschlagene Variante:} 19. Bxh7+ Kxh7 20. Qh5+ {„Schwarz hat eine komplett
kaputte Stellung“ sagte er.} Qh6 21. Qxe8 Bg3 22. Rd8 Bxe1 {endet laut
Computer aber doch nur in einem Dauerschach.}) 19… Bf5 20. Bxf5 {gewinnt die
Figur mit leichtem Vorteil zurück}) 18… Nxd3 19. Rxd3 Bf5 {und jetzt ist die
Stellung tatsächlich kaputt…allerdings die Weiße} 20. Qxe5 Rxe5 21. Rxe5 Qxg2
22. Rxf5 Qxh2 23. b3 c6 24. Kb2 Re8 25. Rdf3 h6 26. R5f4 Nd5 27. Nxd5 cxd5 28.
Rf2 Qg1 29. Rd2 Rf8 30. Rg4 Qe3 31. Rdg2 Qe5+ 32. c3 Rf3 33. Rd4 Rxh3 34. Rgd2
Rh2 35. Rxd5 Rxd2+ 36. Rxd2 g5
[/ctpgn]

Natürlich ließ sich Böblingen nicht lumpen. Stefans Gegner war gerne bereit, mit mutigem Figurenangriff ein Stück nach dem anderen einzustellen. Zum Schluss hatte Stefan 2 Leichtfiguren nebst Turm mehr, bis der Gegner einsah, dass es wohl keinen Sinn machen würde, weiter zu spielen.
Jetzt zeigte sich Stetten wieder großzügig. Christian dachte vermutlich an den Weltfrauentag, als er im Mittelspiel seiner Gegnerin remis anbot. Da gute 400 DWZ-Punkte schwächer, nahm sie dies freudestrahlend entgegen.
Markus und Heiko hatten sich aus den Mittelspielen heraus leichte Vorteile erarbeitet und verständlicherweise Remisangebote der Gegner ablehnt. Mit zunehmender Spieldauer verpasste zunächst Heiko mit dem falschen Zwischenschach den Sieg. Und auch Markus fand den Gewinnweg nicht. Zum Schluss stellten beide weiteres Material ein, sodass auch diese Partien an Böblingen gingen.

Hier die entscheidende Phase von Markus in seiner Partie, die er leider nicht ausreichend spielte.

[ctpgn id=markus fen=“r1b1k2r/2q1bppp/pp2p3/2p4Q/2P1N3/4B3/PPP2PPP/3R1RK1 b kq – 0 14″]  
14… Bb7 15. Ng5 g6 16. Qh6 Qe5 17. c3 Bf6 {erlaubt die folgende Kombination, die
Weiß zum Glück nicht sieht} 18. Rfe1 (18. Nxf7 Kxf7 19. Rd7+ Kg8 20. Rxb7 {
mit deutlich besserer Stellung}) 18… Bg7 19. Qh4 Qf5 20. g4 $2 Qf6 21. Rd6 (
21. Qg3 h6 22. Qd6 Qe7 23. Qxe7+ Kxe7 24. Nxf7 {wäre besser für Weiß}) 21…
h6 {darum geht es die ganze Zeit} 22. Bd4! {tolle Idee mit einem kleinen Loch} cxd4 23. Rdxe6+ fxe6 24. Rxe6+ {und nun vergibt Schwarz den Gewinn}
Qxe6 (24… Kd7 25. Rxf6 Bxf6 26. f4 hxg5 27. Qg3 {mit nun zwei Türmen und
zwei Läufern gegen die Dame alleine wäre Schwarz auf der Siegesstraße}) 25.
Nxe6 dxc3 (25… Kf7 26. Nxg7 d3 27. Qg3 d2 28. Qf4+ Kxg7 29. Qe5+ Kf7 {wäre
leicht besser für Schwarz}) 26. Nxg7+ Kf7 27. bxc3 Rad8 28. f4 Rd7 (28… Rd1+
29. Kf2 Rhd8 30. Ne6 R8d2+ 31. Ke3 Rd3+ 32. Kf2 R1d2+ 33. Ke1 Bf3 {sieht klar
gewonnen aus}) 29. Nh5 gxh5 (29… Rd1+ 30. Kf2 Rd6 31. f5 (31. Ng3 Rd2+ 32.
Ke1 Rxa2 {sieht immer noch viel besser aus}) 31… gxh5 32. Qxh5+ Kg7 {mit
leichtem Vorteil}) 30. Qxh5+ Kf8 31. Qf5+ Rf7 32. Qe5 Rg8 33. h3 Rg6 34. Qh8+
Ke7 35. Qe5+ Re6 (35… Kd8 36. f5 Rc6 {kämpft um den Sieg}) 36. Qc7+ Kf8 37.
Qd8+ Kg7 38. f5 Re1+ (38… Rc6 39. Qd4+ Kh7 40. Qd3 Rcf6 {leicht besser}) 39.
Kf2 Rh1 (39… Rfe7 40. Qxb6 R1e2+ 41. Kg1 Re1+ 42. Kf2 R1e2+ 43. Kg3 R2e3+ 44.
Kf2 (44. Kh4 Bg2 {würde verlieren}) 44… Re2+ {mit Dauerschach}) 40. Kg3 Rg1+
41. Kh4 Rh1 42. Qd4+ Kh7 43. Qxb6 Bg2 {stellt eine Falle, die aber zu sehen
ist.} (43… Kh8 44. Qe6 Kg8 45. Qg6+ Kf8 46. Qxh6+ {gewinnt wohl auch, wenn
auch nicht so schnell}) 44. Qg6+ Kh8 45. Kg3 $3 {und Licht aus} (45. Qxf7 Rxh3#
) (45. g5 Rxh3+ 46. Kg4 h5+ 47. Kf4 Rf3+ 48. Ke4 R3xf5+ {gewinnt auch}) (45.
Qxh6+ Rh7 46. Qxh7+ Kxh7 47. Kg3 Bf1 48. h4 Rh3+ 49. Kf4 Rxc3 {und gewinnt
auch leicht}) 45… Bxh3 $2 (45… Rg7 46. Qxh6+ Kg8 47. Kxg2 {und die Bauern
mit der Dame entscheiden}) (45… Rb7 46. Kxg2 Rd1 47. Qxh6+ Kg8 48. Qe6+ {
ditto}) 46. Qxf7 Bf1 (46… Bxg4 47. f6 Rg1+ 48. Kh2 Be6 49. Qxe6 {geht auch
nicht länger}) 47. f6 {und Schwarz gibt auf}
[/ctpgn]

Mit 3,5 zu 4,5 entführten die Gäste reichlich geschenkte Punkte gen Böblingen. Die vielen Patzer abrechnend hätten wir auch ebenso gut 7,5 zu 0,5 gewinnen können.