Am 10. Oktober erreichte mich die Nachricht, dass vom 12.-14. November der Deutsche Schulschachkongress in Braunschweig als 2G-Veranstaltung durchgeführt werden wird. Nach ein wenig Informationssuche habe ich mich kurz entschlossen angemeldet: endlich wieder eine Veranstaltung vor Ort zu meinem Leib- und Magenthema! Anmeldung, Bahn, usw. ging alles glatt, jetzt musste nur die Veranstaltung kommen (und die Zahlen stiegen …).

Die Anreise gestaltete sich relativ unproblematisch, auch wenn 5 Stunden Maske für die meisten Leute am Stück immer noch ungewohnt sind. Am Freitagabend startete dann der Kongress mit einer Podiumsdiskussion zum Kongressmotto: Neustart im Schulschach – aber wie? Auf dem Podium waren: ein Moderator, der Schulschachverantwortliche von Deutschland, der Schulschachreferent von Niedersachsen, die Verantwortliche für Sport und Vereine in Braunschweig sowie ein Sportfunktionär mit vielen Verbindungen zum Schach des DOSB. Es gab nicht wirklich bahnbrechende Erkenntnisse, die Erwartung war je nach Teilnehmer eine Rückkehr an die Schachbretter, die Zukunft dem hybriden Schach, oder ein Mix von allem. Für mich spannend war, wie viele Hochkaräter im Publikum saßen. Aber dazu später mehr.

Der Samstag war dann 3 Workshops vorbehalten, man konnte dabei zwischen verschiedenen Themen aussuchen. Im ersten Workshop ging es um „Schach in altersgemischten Gruppen“ (was wir seit Jahren praktizieren), aber leider ging es die meiste Zeit um Schach in leistungsgemischten Gruppen. Die Tipps waren nett, der Referent aber eher geschwätzig. Nett waren die zwei Übungen, in denen man Situationen durchspielen sollte, um die zwei Kochrezepte zu verproben: das Patenprinzip, bei dem stärkere Kinder immer wieder die schwächeren betreuen, statt selbst zu üben; das Stufensystem, bei dem zum selben Thema unterschiedlich schwierige Übungen die schwächeren und starken Kinder fordern.

Der zweite Workshop war dagegen eine Überraschung, auch wenn er ~45 Minuten zu kurz ausfiel. Silke Schwartau von den Schachtulpen aus Hamburg hat den Teilnehmern verklickert, warum jungen- und männerdominiertes Schach bei Frauen nicht ankommt. Die Schachtulpen haben eigenes Lehrmaterial entwickelt (das man auch kaufen kann), das Mädchen viel eher anspricht. Sie haben durch bewusste Angebote den Mädchenanteil in den Schulen von 10% auf 45% hochgetrieben. Eine tolle Sache, und durchaus etwas, bei dem ich selbst überlege, wie wir das bei uns in der Schach-AG auch umgesetzt bekommen.

Der dritte Workshop war dann als Spaß (für mich) gedacht, und wurde dann richtig anstrengend. Thema war Schachvarianten für das Schulschachtraining (meine Abschrift auf unserer Website) von Patrick Wiebe, er stellte einige (auch mir) unbekannte Schachvarianten vor, die dann praktisch ausprobiert werden konnten. Mir gegenüber saß der Schulschachreferent von Baden-Württemberg, mit DWZ 2200. Bis auf Räuberschach hat er mich bei allen Varianten abgezogen. 500 DWZ-Punkte Unterschied hat halt doch was zu bedeuten. Am Ende gab es ein Handout, und den Hinweis auf ein Booklet (das ich mir schon gekauft hatte), in dem weitere Schachvarianten zu finden waren.

Ich habe sonst noch einen Satz Schachwürfel gekauft (kann man immer brauchen), und ein Fussballschachbrett, das wir am Donnerstag schon ausprobiert haben.

Abends gab es dann die Schachpädagogische Nacht, die leider eine Enttäuschung war. Am nächsten Morgen fanden dann noch Workshops für die Schachschulen Deutschlands (ja, das gibt es wirklich) und auch ein geschlossener Kreis für die Schulschachreferenten der Länder statt. Ich habe dann gemütlich die Heimreise angetreten, und deshalb das Spiel der Ersten verpasst …

Letzte Info: Die Schulschachmeisterschaften Baden-Württemberg werden, wenn überhaupt, höchstens als offenes Turnier im März/April 2022 stattfinden, eine Qualifikation über die Bezirke wird es sicher nicht geben. Aufgrund der aktuellen Lage sicher nachvollziehbar.


4 Kommentare

Rafael · 21. November 2021 um 13:22

Toll, dass du da hingefahren bist unter den Umständen. Gerade wie man Mädchen und Frauen besser für Schach anspricht, finde ich auch ein ganz wichtiges Thema.

    Markus · 21. November 2021 um 13:42

    Gerade die Diskussion war hier spannend. Alle Ausschreibungen, alle Anschreiben, alles beim SVW richtet sich an: Spieler, Trainer, Mannschaftsführer, Pressewart, DV-Koordinator, … und natürlich sind die Frauen immer mitgemeint. Ich ertappe mich ja selbst, dass ich mir meist nicht die Mühe mache, eine Langform (Spielerinnen und Spieler) zu verwenden.
    Die Schachtulpen Hamburg treffen sich gemütlich im gepflegten Restaurant, trinken ein Glas Wein dabei, und legen großen Wert auf Geselligkeit. Also mir hat der Denkanstoß geholfen, wie man was umsetzt, ist leider dann was anderes.

Rafael · 21. November 2021 um 14:28

Oder bestellt bloß unisex Trickots für Jungs. 🙂

Kai · 28. November 2021 um 20:07

Ja, das ist inzwischen eine bekannte und belegte Problematik. Seitdem gendere ich zumindest in Kundenhandouts, sprachlich packe ich das noch nicht so flüssig, finde es aber gerade Kindern gegenüber sehr wichtig. Es gibt Studien, die belegen, dass in Klassen in denen der Beruf Feuerwehrmann vorgestellt wird, kein Mädchen Feuerwehrmann werden will. In Klassen in denen von Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau die Rede ist, ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen. Glaube in Lesch’s Kosmos gab es dazu mal was vor ein paar Wochen. Das gibt es sicherlich noch in der Mediathek.

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