Rafael hatte in seinem Bericht über das Open in Deizisau bereits angekündigt, dass es für mich im Anschluss direkt zum nächsten Open nach Baden-Baden geht. Ich nutzte also den freien Tag zwischen den beiden Turnieren hauptsächlich zur Entspannung und um ein wenig Abstand zum Schach zu bekommen.

Der Veranstalter in Baden-Baden war derselbe wie in Deizisau, wodurch sich die Rahmenparamter des Turniers nicht unterschieden. Es gab ein A-, B- (DWZ/Elo kleiner als 1800) und C-Open (DWZ/Elo kleiner als 1400) und gespielt wurde mit einer Bedenkzeit von 90 Minuten und 30 Sekunden Inkrement pro Zug. Ich hatte mich wie in Deizisau im B-Open angemeldet, da mir Erfahrungen gegen stärkere Gegner wichtiger erscheinen als eine gute Turnierperformance, die im C-Open sicherlich möglich gewesen wäre.

Die Anreise war ziemlich stressfrei tagsüber möglich, weil am ersten Tag nur eine Abendpartie und die Anmeldung anstand. Gespielt wurde in der Lichtentaler Allee im Kulturhaus LA8. Dieses stellte sich als sehr schöne Spielstätte heraus und das Platzangebot war großzügiger als in Deizisau. Zudem wurde das A-Open in einem anderen Saal ausgetragen als das B- und C-Open, die beide in einem Saal stattfanden.

Kulturhaus LA8 in Baden-Baden

Für weitere Informationen zu den jeweiligen Turnieren und Impressionen ist die Seite des Schachzentrums Baden-Baden die richtige Anlaufstelle.

Im B-Open waren insgesamt 31 Teilnehmer gemeldet was bedeutete, dass immer ein Spieler spielfrei hatte und dafür dann einen Punkt bekam.

Tag 1

In Runde 1 traf ich auf einen Spieler mit einer DZW von 1668. In dieser Partie gelang es mir endlich mal einen anfangs mühsam erarbeiteten Vorteil in einen Sieg zu verwandeln. Besser hätte der Start nicht laufen können, zumal ich in eigentlich allen Partien mit einer DWZ von 1312 der Außenseiter war. Die erste Runde verlief ohnehin etwas kurios, da erst der an Nr. 7 gesetzte Spieler einen vollen Punkt ergattern konnte.

Tag 2

Der an Nr. 7 gesetzte Spieler war dann mein Gegner in Runde 2 und so spielte ich erstmals am ersten Brett während eines Opens. Mein Gegner hatte eine ELO von 1590 und keine DWZ, es handelte sich jedoch um einen ehemaligen Vereinsspieler und ich erkämpfte mir eine Stellung in der wir letztlich remisierten, da keiner bereit war noch etwas zu riskieren.

In Runde 3 traf ich auf einen Jugendlichen mit einer DZW von 1626. Ich stand sehr lange leicht besser und leistete mir dann einen fatalen Rechenfehler, der es mir unmöglich machte die Partie noch irgendwie zu drehen.

Tag 3

In der 4. Runde traf ich erneut auf einen Jugendlichen. Dieses Mal ohne DWZ oder ELO, wodurch ich überhaupt nicht einschätzen konnte was auf mich zukam. Auch in dieser Partie erarbeitete ich mir einen leichten Vorteil aus der Eröffnung heraus. Ungefähr um Zug 40 herum waren wir zeitlich bereits auf unser Inkrement von 30 Sekunden angewiesen und dementsprechend entwickelte sich in der Folge ein sehr fehlerhaftes Endspiel mit Siegchancen für beide Seiten. Den entscheidenden Fehler machte leider ich, so dass mein Gegner den vollen Punkt nach einem Kampf von über 4 Stunden mitnehmen durfte. Für mich ist es rückblickend eine sehr lehrreiche Partie gewesen.

B- und C-Open im Spiegelsaal

Nach der sehr anstrengeden Vormittagspartie blieb mir bis zur nächsten Runde nur wenig Zeit etwas zu essen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Mein Gegner in Runde 5 war ein Franzose mit einer ELO von 1627. Wieder gelang es mir eine besser Stellung aufs Brett zu bekommen und sehr viel Druck auszuüben. Leider übersah ich mit meinem 23. Zug eine Antwortmöglichkeit des Gegners, die meinen Vorteil von 5.9 (laut Stockfish) in einen Nachteil von 6.1 umdrehte. Mein Gegner hatte jedoch zuvor schon sehr viel Zeit verbraucht und war bereits unter 10 Minuten, während ich noch ca. 45 Minuten Bedenkzeit hatte. Vielleicht sah er auch seinen klaren Vorteil nicht oder war einfach froh so aus der Nummer herauszukommen und wir einigten uns auf ein Remis.

An diesem Turniertag wäre in beiden Partien mehr drin gewesen.

Tag 4

In den letzten Turniertag startete ich mit einer meiner schlechtesten Leistungen gegen einen Spieler mit einer DWZ von 1611. Das Gefühl nach der Eröffnung nicht gut zu stehen kannte ich fast gar nicht mehr. Seinen erarbeiteten Vorteil gab er nicht mehr ab und profitierte zudem von einem Rechenfehler meinerseits. Um keine Energie zu verschwenden gab ich nach 36 Zügen auf.

Mental war ich vor dem letzten Spiel nach 13 Spielen innerhalb von 9 Tagen nun doch ziemlich erschöpft und hoffte insgeheim auf ein Spielfrei, um die Heimreise antreten zu können.

Es kam jedoch anders und ich spielte gegen eine Jugendliche, die mit einer DWZ von 1309 nominell ziemlich genau auf meinem DWZ Niveau lag. Wir kamen ausgeglichen durch die Eröffnung und mit Zug 11 machte sie dann einen Fehler, der sie in der Folge eine Leichtfigur für einen Bauern kostete. Es blieb danach noch recht kompliziert, da es für mich zunächst nicht einfach war weitere Figuren abzutauschen. Den Vorteil gab ich in der Folge jedoch nicht mehr ab und erreichte ein gewonnenes Endspiel.

Fazit und Ausblick

Mit einer Eloperformance von 1590 war das Open in Baden-Baden mein bisher stärkstes Turnier. Wenn es mir zukünftig gelingt die guten Stellungen im späten Mittelspiel oder zum Endspiel hin zu halten und in klar besseren Stellungen den Tunnelblick abzulegen, der meinen Gegnern ein paar Mal ein Comeback ermöglicht hat, dürfte meine Entwicklung weiterhin positiv bleiben.

Mein nächstes Open wird voraussichtlich das Open in Böblingen zwischen Weihnachten und Neujahr sein.


2 Kommentare

Rafael · 9. November 2022 um 16:49

Eröffnungsrepertoire macht einen guten Eindruck. Verständnis für die Ideen und Pläne der Eröffnungen scheint auch gut zu sein. Einschätzung der Drohungen des Gegners noch teilweise etwas fraglich. Schön zu sehen, dass du dich auch mal belohnt hast. Wollte dich schon den Mario Gomez von Stetten taufen. 🙂

    Kai · 9. November 2022 um 18:02

    Du kannst dir den Namen ja mal merken, vielleicht kannst du ihn zukünftig doch noch verwenden? 😉

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